Wer in der Toskana geboren und aufgewachsen ist, hat einen Standortvorteil, wenn es um einen natürlichen Sinn für Schönheit und Ästhetik geht. Entlang endloser Alleen reiht sich hier ein nobles Weingut an das andere. Zypressen zeigen Richtung Himmel, die Hügel scheinen weich und endlos. Sangiovese-Trauben wachsen unschuldig an den Reben, bis sie als Chianti in Weingläsern landen.
Inmitten dieser Weltkulturlandschaft liegt der MC Riding Club von Melissa Cipriani. Die Tochter rennpferdeverliebter Eltern hat aus deren ehemaligen Trainingszentrum ein Toskana-Erlebnis für Pferdemenschen geschaffen. “Ich liebe die Region, in der ich aufgewachsen bin”, sagt sie," und wie kann man sie Fremden besser und nachhaltiger vorstellen als zu Pferd?”
Klein und fein ist der Club, die Pferderassen so international wie das Publikum: österreichischeHaflinger, amerikanische Appaloosa, ein KWPN-Warmblut, Friesen, Spanier und Argentinier. Alle gutmütig und gut ausgebildet. Doch bevor Besucher aufsitzen und ihren Auftritt geniessen, heisst es putzen, satteln, auftrensen. Es herrscht rege Betriebsamkeit und nichts ist jetzt so wichtig wie ein reibungsloser Ablauf. Alles muss auf Anhieb auffindbar sein, vom Putzzeug über die Gamaschen, die Sättel und Trensen. Grundvoraussetzung dafür, na klar: Ordnung.
Ordnung als Lebensaufgabe
Sabrina Balsamo hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, für sie zu sorgen. Die ersten, die sie damit sehr glücklich gemacht haben dürfte, waren ihre Eltern. “Schon als Kind war ich fasziniert von organisierten und ästhetischen Räumen. Mein Kinderzimmer war quasi mein erster Arbeitsplatz”, erinnert sie sich. Als sich ihr Aktionsradius mit dem älter werden erweiterte, sprachen sich auch Ihre Fähigkeiten herum. Und so wurde aus einer Lieblingsbeschäftigung ein Lieblingsberuf. Weinhändler,Einrichtungshäuser und Privathaushalte in ganz Italien gehören heute zu ihren Kunden. Und ab sofort auch ein Reiterhof.
“Pferde sind ästhetische Tiere, dazu der gepflegte Stall und die einladenden Weiden. Allein dieses Umfeld hat es mir leicht gemacht, mich hier einzubringen, auch wenn es berufliches Neuland für mich ist”, beschreibt sie ihr erstes Gefühl nach der Ankunft. Auch für Stallbesitzerin Melissa ist die Erfahrung mit einer professionellen Organizerin zu arbeiten, neu. Die ganze Stallcrew ist bereit, beim Auf- und Umräumen zu assistieren. Alle freuen sich auf das Experiment – und das Ergebnis.
“Menschen achten mehr auf einen Raum, wenn sie diesen schön vorfinden.”
Doch wie geht man dieSache an? “Ich muss spüren, was für die Menschen in ihrer Umgebung wichtig ist. Das habe ich in all den Jahren gelernt", erklärt Sabrina. "Und hier geht es nicht nur um den Stall, sondern auch um die Gäste, die sich von Anfang an wohlfühlen möchten.” Diese Feststellung führt zu einer spontanen Planänderung. Nicht die Sattelkammer ist als erstes im Visier des Umstylings, sondern das Empfangsbüro. Dieser Office Space nimmt sehr viel Platz in Anspruch. Und eben vor allem Platz, der keine Aufgabe hat.
Die Idee: Eine Umstrukturierung. Vorne eine Lounge, hinten der Schreibtisch für die Chefin und das Papier. So können es sich Besucher und Besucherinnen bei einem Kaffee gemütlich machen, während die Formalien erledigt werden. Sofa, Sessel und ausgelegte Pferdebücher bitten darum, hier Platz zu nehmen. Pokale und Bilder aus vergangenen Rennsporttagen arrangiert Sabrina gekonnt zu einem stilvollen Ensemble. Und statt an zwei Schreibtischen arbeitet Melissa fortan nur an einem. Macht irgendwie Sinn.
Die Sattelkammer zieht um
Auch die Sattelkammer bleibt von tiefgreifenden Eingriffen nicht verschont. Sie darf nicht einmal bleiben, wo sie ist. Ein anderer Raum ist grösser und macht logistisch mehr Sinn. Die grosse Holztruhe darf mit umziehen. Hier können letzte Überreste von Unordnung stilvoll verschwinden. Rein theoretisch. In einem dekorativen Wandschrank finden Leckerlies und Lederpflegeprodukte Platz. Die ungenutzte Wandfläche unter den Trensenhaltern, Halftern und Trensen ergänzt Sabrina um eine Sitzbank. Perfekt, um das Sattelzeug zu putzen, ohne dass Angst-, Stirn-oder Nasenriemen anderenorts verschütt gehen. Der kleine Mülleimer – nicht nur ein notwendiges Übel, sondern ein hübsches Stilelement. Selbst eine Vase mit Blumen findet in der Sattelkammer einen Platz. ”Man könnte meinen, Blumengehören nicht in eine Sattelkammer, weil so viel Trubel herrscht. Tatsächlich achten Menschen jedoch viel mehr auf einen Raum, wenn sie diesen schön vorfinden”, erklärt Sabrina. Dazu gehört auch, dass so wenig visuelle Unruhewie möglich herrscht. Rumpelige Putzkästen können zum Beispiel hinter einem hübschen Vorhang verschwinden. So ist auch ein Kompromiss gefunden, zwischen Zugänglichkeit und Raumästhetik.
Das Ergebnis des Umstylings hat alle verblüfft, vor allem natürlich Melissa: “Ich hätte nicht gedacht, dass man in so kurzer Zeit so bedeutende Veränderungen vornehmen kann, die den ersten Eindruck aber auch den Gesamteindruck von unserem Club noch einmal positiv verändern."
Ordnung und Ästhetik zum Nachmachen
1.
Mache deine Sattelkammer nicht zur Abstellkammer, sondern zum Wohlfühlort, denn wer sich dort gerne aufhält, hält auch Ordnung. Schon Sitzgelegenheiten und etwas Deko helfen dabei.
2.
Denke nicht nur praktisch, sondern auch schön. Eine alte Holztruhe vom Flohmarkt wirkt gleich viel edler als eine Plastiktruhe aus dem Baumarkt. Ein Bild, ein Spiegel oder ein paar Blumen werten dieSattelkammer ästhetisch auf.
3.
Benutze dekorative Dinge, die du schon einmal bekommen hast, wie alte Geschenkboxen für Turniergummies und anderes kleinteiliges Equipment, das nicht in den Putzkasten gehört.
4.
Passende Farben, Formen, Grössen und Materialien beruhigen das Auge. Einheitliche Sattelschränke, Putzkästen, Trensen- und Sattelhalter tragen ihren Teil zu mehr Stil bei. Dies ist natürlich in einem Privatstall besser umzusetzen, als in einem Pensionsstall.
5.
Achte bei Futter, Leckerli oder ähnlichen Produkten auf ein schönes Verpackungsdesign. Natürlich nur, wenn es inhaltlich keinen Unterschied macht.
6.
Ordnung ohne Sauberkeit geht gar nicht. Halte attraktives Putzequipment wie Besen, Reinigungsmittel, einen Lappen und Desinfektionsmittel in einer dafür vorgesehenen Ecke parat. Was griffbereit ist, wird nicht gesucht.
